I am Sublime, I am Unique, 2020
Katja Davar
Querschnitte von Landschaftsformationen sind das Grundmotiv einer umfangreichen Serie von Katja Davars Zeichnungen auf Papiercollé. Die großformatigen Arbeiten basieren lose auf schematischen Abbildungen und Schnittdiagrammen, wie sie von kommerziellen Grafikagenturen für die Energiewirtschaft entwickelt werden. Diese Agenturen untersuchen Grundstücke vor dem Kauf, um das Potenzial der betreffenden Flächen zu ermitteln. Die Ergebnisse werden in detailgetreue grafische Darstellungen und Animationen für potenzielle Investoren umgesetzt oder dienen als Material für Rechtsstreitigkeiten und juristische Zwecke.
Zusätzlich zu diesen präzisen Darstellungen enthalten drei Zeichnungen der Serie Elemente, die einem künstlerischen Werk aus der Renaissance entlehnt ist. In dieser Zeit entdeckten die Maler, vor allem in Italien, die Natur als Hintergrund für ihre religiösen Szenen. Begleitet wurde diese Entwicklung durch geologische Beobachtungen von Leonardo da Vinci und anderen, die Fossilien als versteinerte Überreste ehemaliger Lebewesen erkannten und sogar versuchten, ein Prinzip zu finden, umdie Ablagerung von Sedimentgestein zu rekonstruieren. Für I am Sublime, I am Unique bezieht sich die Künstlerin auf Ausschnitte einer Gebirgslandschaft aus einem Fresko von Fra Filippo Lippi (ca. 1406–1469), welches die Legende von Johannes dem Täufer in der Kathedrale Santo Stefano, dem Dom von Prato (Italien) zeigt.
Im Laufe der Geschichte unseres Planeten haben sich Landschaften durch klimatische Verschiebungen stark verändert; die Industrialisierung und der intensive Abbau von Bodenschätzen hat die sichtbare Veränderung beschleunigt. Daher sind die Zeichnungen Davars als Dokumentation von Erinnerung und subtile Mahnung zur Achtsamkeit und Fürsorge zu verstehen.
Susanne Kleine
Bleistift, Graphit, Lack
242 x 150 cm