Identität
nicht
nachgewiesen

Sammlung Zeitgenössische Kunst der Bundesrepublik Deutschland

Gegründet 1970, hat die Sammlung zeitgenössische Kunst der Bundesrepublik Deutschland das Ziel, ein Spiegel künstlerischer Produktionen in Deutschland zu sein. Finanziert und betreut wird sie von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Letztere entscheidet über die Ankäufe aufgrund der Empfehlungen einer unabhängigen Kommission von Fachleuten, deren fünf Mitglieder jeweils für fünf Jahre ehrenamtlich berufen werden. Für Neuerwerbungen und notwendige Restaurierungen stehen aus dem Etat der Kulturstaatsministerin inzwischen jährlich Euro 500 000,- zur Verfügung. 2020 rief Staatsministerin Monika Grütters das Programm NEUSTART KULTUR ins Leben – mit einem zusätzlichen Ankaufsetat von Euro 2,5 Millionen, eine direkte finanzielle Unterstützung für Künstler*innen und Galerien. Eine weitere, unabhängige Ankaufskommission hat neben dem Erwerb auf Kunstmessen auch Direktkäufe bei Künstler*innen sowie bei Galerien im gesamten Bundesgebiet getätigt.

Die Sammlung umfasst heute – gut 50 Jahre nach ihrer Gründung – rund 2150 Werke aus allen Bereichen der zeitgenössischen Kunst. Sie bietet einen facettenreichen Überblick und repräsentiert die Fülle ästhetischer Positionen in Deutschland lebender Künstler*innen.
Es gibt keine festgeschriebenen Kriterien für die Ankäufe. Die Auswahl der Kommission(en) obliegt der dem Werk innewohnenden Qualität und Relevanz, dem Gedanken der Vielstimmigkeit künstlerischer Praxis sowie einer möglichen gesellschaftlichen und kunsthistorischen Bedeutung. Diese Vorgehensweise unterstreicht den lebendigen, nicht chronologischen Charakter der Sammlung.
Neben der Datenbank im Internet gibt es keinen festen Ort, an dem die Sammlung präsentiert wird. Sie ist ein verborgener Schatz, der ab und an sichtbar wird. Die Werke werden an öffentliche Institutionen, Ministerien, Botschaften, das Bundeskanzleramt, aber auch an zahlreiche Museen ausgeliehen. Diese ungewöhnliche Form der Verbreitung und Teilhabe durch eine Ausleihmöglichkeit ist einzigartig, transparent und vor allem demokratisch.

Die Bundeskunsthalle zeigt nun zum fünften Male die Sammlung des Bundes. Mit den erworbenen Ankäufen entsteht seit mittlerweile einem halben Jahrhundert ein wachsendes, höchst aufschlussreiches Archiv der aktuellen, in Deutschland entstehenden künstlerischen Produktion bildender Kunst, das immer auch Barometer, Resonanzraum und Reflexion für gesellschaftliche Fragen ist. Für Museen und Ausstellungshäusern wie unserem, wird die Sammlung immer attraktiver – spiegeln sich in den multimedialen Arbeiten, handverlesen durch eine hochkarätige Jury, doch immer mehr die Diskurse unserer Zeit wie auch unserer pluralen Gesellschaft wider. Die Ausstellung „Identität nicht nachgewiesen“ bietet, wie der tiefsinnige Titel schon andeutet, eine Auseinandersetzung mit unserer kulturellen Herkunft und der damit einhergehenden, stets nötigen Hinterfragung unserer Identität im persönlichen, wie im gesellschaftlichen Kontext. Sie ist darüber hinaus ein anregendes Angebot, vielen weiteren Themen und den aktuellen Strömungen in der zeitgenössischen Kunst nachzuspüren. Ich wünsche Ihnen einen interessanten Austausch und nachhallende Inspirationen.“ Eva Kraus

„Identität nicht nachgewiesen“
Ankäufe von 2017 bis 2021 und Ankäufe NEUSTART KULTUR von 2020 bis 2021


Das kuratorische Konzept der Ausstellung wurde mit einem Team aus Mitgliedern der Ankaufskommissionen entwickelt, und schon der gewählte Titel der Ausstellung, ein Werkzitat, verweist auf den Anspruch, den die Kurator*innen an die Werkauswahl gestellt haben: Diversität, Toleranz und gesellschaftliche und persönliche Hinterfragungen sind Kriterien, nach denen die Werke ausgesucht worden sind. Und die gegenwärtigen künstlerischen Ausdrucksformen umfassen eine breite Palette an Techniken und Medien – von raumgreifenden Installationen, Zeichnung, Malerei und Skulptur bis hin zu Fotografie oder Video. Für die dialogische Konzeption sind Themen wie zeitgenössische politische und gesellschaftliche Relevanz, postkolonialer Diskurs, Posthumanität, Geschichtskonstruktionen, Urbanität oder auch eine werkimmanente Bildästhetik maßgeblich gewesen.
Die Ausstellung trägt der im zeitgenössischen Kontext relevanten Sammlung des Bundes Rechnung und veranschaulicht, wie historische und aktuelle Entwicklungen, kollektive Sehgewohnheiten oder Hinterfragungen von Bildkonstruktionen künstlerisch und modellhaft umgesetzt werden. Im Kontext ihrer Entstehungszeit gelesen, ist Kunst immer ein Spiegel von politischen, kulturellen, gesellschaftlichen, aber auch individuellen Gegebenheiten. Sie ist Ausdruck einer Haltung, und mehr denn je zeigen die Ankäufe der letzten Jahre, wie sehr Kunst zu einer Stimme wird, wie sehr unterschiedlichste Künstler*innen nicht nur die Gegenwart analysieren, sondern sich auf eine historische oder persönliche Spurensuche begeben, um sich reflektierter mit der Gegenwart auseinanderzusetzen und sich der eigenen Verantwortung in Gesellschaft bewusst zu werden.
Sammlung und Ausstellung verweisen durch ihre Vielstimmigkeit und die globalen Fragestellungen auf die weltweite identitätsstiftende Kraft von Kunst und Kultur.

Susanne Kleine

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